V. von Falkenstein-Wirth: Das Quellheiligtum von Vicarello

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Titel
Das Quellheiligtum von Vicarello (Aquae Apollinares). Ein Kultort von der Bronzezeit bis zum Ende des Kaiserreichs


Autor(en)
von Falkenstein-Wirth, Vera
Erschienen
Mainz 2011: Philipp von Zabern Verlag
Anzahl Seiten
347 S.
Preis
URL
von
Stefanie Martin-Kilcher

Am südlichsten Kratersee zwischen Bolsena und Rom, dem Lago di Bracciano, lag bei Vicarello ein Heilbad. Seit früher Zeit wurde eine warme Quelle genutzt, und während der römischen Kaiserzeit entstand dort und im nahen Umfeld eine Reihe weiterer Bauten. Seit dem Mittelalter überlebte der Badebetrieb mit wechselvollem Schicksal bis in die 60er Jahre des 20. Jh.; die Ruinen und Reste der römischen Zeit wurden teils weiterverwendet, hin und wieder berührt oder angegraben. Im 20. Jh. erfasste man ein Nymphäum mit reichem Opus sectile-Boden und Resten farbiger Wand- und Deckenmosaike, über dessen Brunnenbecken eine gut lebensgrosse Apollostatue gestanden hatte, deren Reste – darunter der Oberkörper - gefunden wurden. Seit langem bekannt waren ferner vereinzelte kleine Votivaltäre, darunter einer mit griechischer Inschrift. Offenbar wurde der Platz unter Kaiser Domitian besonders gefördert.

Systematische Forschungen fanden jedoch keine statt, obwohl bereits um 1850 beim Ausschachten der Thermalquelle im damaligen Bad eine Reihe von spektakulären Votivgaben zutage kam: Aus der Kaiserzeit sind über 30 Trinkbecher und einige Amphorisken vorhanden. Sie zeigen, dass man Wasser der Quelle trank und einige Pilger das Gefäss danach den Gottheiten weihten, was in acht Fällen eine sorgfältige Inschrift bezeugt. Sozusagen alle Gefässe bestehen aus Silber, drei gar aus Gold. Angerufen wurden Apoll, die Nymphen (darunter auch Nymphae Domitianae) und Silvanus. Schon mehrfach behandelt wurden ferner vier kleine Becher in Meilensteinform, deren Inschriften das Itinerar von Gades (Cadiz) nach Rom auf dem Landweg überliefern. Diese ebenso einzigartigen wie kuriosen Objekte wurden zweifellos aus dem eine gute Tagereise entfernten Rom mitgebracht. Die übrigen Gefässformen haben Entsprechungen in Glas und Keramik und lassen sich vom 1. bis ins 3. Jh. datieren. Darüber hinaus haben einige andere Votivgaben vom Kerzenständer über Votivbleche bis zum Glöckchen überlebt; last but not least kommen über 5000 Münzen hinzu, darunter aes rude sowie aes signatum und zahlreiche spätere republikanische sowie kaiserzeitliche Prägungen bis sicher ins 4. Jh. n.Chr. Sie zeigen die lange Geschichte der Verehrung der Quelle und ihrer Gottheiten, auch wenn der Münzbestand heute nicht mehr vollständig überblickbar ist, weil angesichts der zahlreichen frühen Geldstücke die kaiserzeitlichen kaum Beachtung fanden.

Alle diese Elemente und weitere membra disiecta hat Verf. in verdienstvoller Arbeit zusammengetragen, um das Ensemble vorzustellen. Sie liess einen ersten Gesamtplan der erfassten Baustrukturen östlich der Quelle aufnehmen (Beilagen). Gemessen an nordalpinen Verhältnissen ist bemerkenswert viel Substanz vorhanden, aber noch mehr ruht im Boden. Gezielte neue Prospektionen und systematische Sondiergrabungen im Umkreis der (erfassten) Quelle könnten wohl - zusammen mit Untersuchungen aufgrund der englischen Prospektionen im Umland von Vicarello (Abb. 95) - zeigen, ob die erfassten Strukturen zu den Aquae Apollinares der antiken Itinerare und Karten gehörten.

Zitierweise:
Stefanie Martin-Kilcher: Rezension zu: Vera von Falkenstein-Wirth, Das Quellheiligtum von Vicarello (Aquae Apollinares). Ein Kultort von der Bronzezeit bis zum Ende des Kaiserreichs. Mainz 2011. Zuerst erschienen in: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 96, 2013, S. 264.

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Zuerst veröffentlicht in

Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 96, 2013, S. 264.

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